Jan Stressenreuter (1961–2018)

Felix kehrt nach fast dreißig Jahren ans Sterbebett seiner Mutter zurück, die ihn aus dem Haus geworfen hat, als er ihr eingestanden hat, schwul zu sein. Sein Vater war damals schon lange tot, aber es ist deutlich, dass es um sein Vater ein großes Geheimnis gibt, das nicht nur Felix' Leben, sondern vor allem das seiner Mutter geprägt hat.
Auf seiner Reise in die Zeit der fünfziger Jahre, in denen die tragische, zum Scheitern verurteilte Liebe seines Vaters alle in seiner Umgebung gezeichnet hat, entdeckt Felix, wie viel sich in über 40 Jahren geändert hat. Das Sittengemälde, das Stressenreuter von der bigotten Krämermentalität jener Jahre zeichnet, ist erschreckend, bedrückend und ein Fanal für uns heute, unsere Errungenschaften zu verteidigen und für unsere Liebe einzutreten. Diese Erkenntnisse über die kleinbürgerlichen Adenauer-Ära bietet, sind für Felix womöglich ein Zeichen, wie er mit seinem eigenen Leben, seinen Verwandten, vor allem aber mit seinem Lebensgefährten umzugehen hat.
Eine eindringliche und berührende Geschichte, die mehr Leser als die aus dem "schwulen" Lesekreis verdient.… (mere)

Der dritte und leider schon letzte Krimi aus der Reihe über die Handtaschen tragende Kommissarin und ihrem stotternden schwulen Assistenten. Dieses Mal geht es tatsächlich um eine ganze Mordserie aus Wut, bei denen den späteren Opfern im Voraus schon angekündigt wird, was ihnen blüht, und das ist nicht von schlechten Eltern... Kurzweilige, spannende Unterhaltung ist somit garantiert. Und gerade deshalb auch schade, dass wir uns von den Protagonisten verabschieden müssen, obwohl die Selbstvorwürfe der alleine erziehenden Kommissarin einem auch furchtbar auf die Nerven gehen konnten. Aber die gute Geschichte entschädigt für alles.… (mere)

Die handtaschensüchtige Kommissarin Plasberg und der stotternde schwule Brinkhoff sind wieder da: dieses Mal sind fünf Tote in einer Plätzchenbäckerei gefunden worden. Geht es um Raubmord, eine Frage der Familienehre im Streit der Kulturen oder irgendeine andere Beziehungstat? Die beiden eigensinnigen, aber auch rührenden Ermittler schlagen sich mit vielerlei Leuten herum. Das Ganze hat Stressenreuter spannend und lesenswert weil glaubwürdig verpackt. Lesenswert, weil gut und echt. Da freut man sich gleich auf die nächsten Leichen.… (mere)

Stressenreuter spricht und schreibt, wie ich mich auch selbst ausdrücken würde. Vieles ist erkennbar, und doch anders, gleichzeitig eine Herausforderung und wiederum altbekant.
Johannes und Lukas sind am Scheideweg ihrer Beziehung angelangt. Ein einschneidendes Ereignis stellt ihre gesamte Beziehung der letzten vier Jahre in Frage!
Johannes schildert seine Ansichten zu den vorangehenden Momenten, die auf dieses Ereignis hinarbeiten. Da erkennt man neben allem Heiteren aus jedem normalen Alltagschaos leider auch die Schwierigkeiten und Abgründe einer menschlichen Beziehung, die letztendlich fulminieren in einem Showdown der Untreue.
Gleichzeitig erfahren wir aber auch, dass es ein Leben nach der Katastrophe gibt, denn beide Männer sind noch beieinander und leiden mit- und aneinander. Ist Ihnen die Liebe abhanden gekommen oder nicht?
Um dieses Rätsel zu lösen, kommt auf einaml im Déjà Vu die andere Seite ans Wort. Lukas schildert die vergangene Zeit noch einmal aus seiner Sicht. Die beiden Fäden laufen schließlich in der Katastrophe zusammen. Was die Stärke des Buches ist, nämlich das Erkennen, dass Wahrheit nicht mehr als einseitige Beurteilung ist, ist gleichzeitig die Schwäche des Buches, denn die beiden Geschichten sind einander so ähnlich, dass man als Leser immer mal wieder Sätze überspringt, weil das Gleiche ja schon aus der Sicht des anderen geschildert wurde. Und schon die alten Römer wussten: Wiederholungen gefallen nicht.
Was bleibt, ist die bittere Wahrheit, dass manche Beziehungen auf Macht beruhen, und jeder Missbrauch dieser Macht die Katastrophe birgt und gebiert.
Lesenswert!!!… (mere)