Adrian Seligman (1909–2003)

In den 30er Jahren beschliessen zwei Freunde, ein Engländer und ein Finne, die sich als Matrosen kennengelernt hatten, dass sie unbedingt noch einmal mit einem eigenen Schiff Tristan da Cunha - die abgelegenste Insel der Welt mitten im Südatlantik - besuchen wollen. Der Plan wächst zu dem einer Weltumseglung, zu dem aber lange Zeit Geld, Schiff und Mannschaft fehlen. Eine Mannschaft wird gesucht - alles Freiwillige, junge Leute, die meistens noch nie auf einem Schiff, geschweige denn auf einem Segler, gefahren sind, die aber bereit sind, aus ihrem Beruf und Alltag auszubrechen und 100 Pfund Anteil bezahlen können; ein Schiff findet sich - eine stinkige alte Barquentine, ein alter Kabeljau-Schoner, der erst wieder flott gemacht werden muß; und nach vielen Verzögerungen und Problemen geht es Oktober 1936 los. Die Fahrt wird ziemlich genau 2 Jahre dauern, aus den unerfahrenen jungen Leuten werden erfahrene Seeleute und es wird unterwegs ein Kind geborenen werden, das sein erstes Lebensjahr fast ausschließlich auf dem Schiff und auf verschiedensten exotischen Inseln verbringen wird. Auf der langen Heimfahrt über Australien, Neuseeland, die Südsee, Südamerika und die USA wirft der kommende 2. Weltkrieg seine drohenden Schatten.

Dieses Buch war ein Zufallsfund in einem Berliner Antiquariat (Hennwack in B.-Steglitz - unbedingt empfehlenswert) und ich habe zunächst nicht viel von ihm erwartet. Man darf hier auch kein reisserisches Seemannsgarn erwarten a la "Mastbruch vor Kap Hoorn", trotzdem ist das Buch ein Geheimtipp für alle, die eine gute Seglergeschichte lieben. Der Autor ist der geborene Erzähler: die Charakterisierungen der einzelnen Crew-Mitglieder sind pointiert und von großer Sympathie getragen, die Beschreibungen von Schiffsalltag, Meer und besuchten Inseln und Häfen ist ungemein anschaulich und lebendig und immer wieder blitzt ein schalkhafter Humor auf. Als sie z.B nach drei Monaten Tristan da Cunha erreichen - um sie herum in jede Richtung nur tausende Seemeilen Wasser - kommen ihnen einige Inselbewohner entgegen gerudert; man starrt sich einige Minuten schweigend an, bis ein Crew-Mitglied fragt: "Can you tell us the way to Tristan da Cunha?" Das ist fast so klassisch gut wie "Dr Livingstone, I presume?" mitten in Afrika.

Fazit
Ein entzückendes Buch für jeden, der eine perfekt erzählte Seglergeschichte mag. Er gibt eine neue Taschenbuchausgabe, über die ich aber nichts sagen kann, ich habe sehr billig die dritte Auflage von 1947 und man findet sogar für wenig Geld eine deutsche Ausgabe von 1949 ("Weltreise der "Cap Pilar"") - unbedingt zugreifen!… (mere)